Von Hildegard zu Martin
Eine Allegorie zwischen Teufel, Gott, Papst und Müll
Der Teufel war im Mittelalter allgegenwärtig. Jeder glaubte an Ihn, jeder benutzte Ihn als Ausrede für Katastrophen, unerklärbaren Ereignissen, Krieg, Pest und persönlichem Unglück. Auch Luther, dessen Tintenfassschmiss Legende wurde, entzog sich ihm seiner nicht. Theatralisch wurde der Teufel als Inkarnation des Bösen allerdings schon viel früher dargestellt. Hildegard von Bingen (1098-1171) personifizierte Luzifer schon in Ihrem musikalischen Hauptwerk ‚Ordo Virtutum‘ von 1151.
Das ‚Spiel der Tugenden‘ oder ‚Spiel der Kräfte‘ hinterfragt Gut und Böse, Last und Lust, Sünde und Tugend. Das Werk gilt es erstes deutsches ‚Geistliches Spiel‘, dem Vorläufer des Oratoriums. Die Seele möchte sich befreien, der Teufel wittert seine Chance um die Schankende in seine Fänge zu bekommen, allerdings stehen die Tugenden ihr beiseite und retten sie schließlich vor dem Zugriff des Bösen durch reinen Gottesglauben.
Einige Sequenzen aus diesem Werk werden dem theologischen Denken Luthers anheim gestellt. Sein Teufelsglaube stellt sich natürlich gänzlich anders da. Auch Luther glaubte an den Teufel, doch der war nicht der Dieb menschlicher Seelen, eher war er personifiziert im papistischen Rom. Die Katholische Kirche und deren Verkommenheit waren Luthers Meinung nach die personifizierten Züge eines aktuellen Teufels. Er warb auch nicht um mental unsichere Menschen sondern stellte sich Luthers Theologie und seinem reformatorischen Gedanken als eloquenter, exegetisch bewanderter Widerpart entgegen.
In diesem Spannungsfeld zwischen Hildegard und Luther bewegt sich unser allegorisches Spiel um der Frage nach einem Teufel‚ aus heutiger Sicht nach ‚Aufklärung‘ und ‚Atheismus‘ sicherlich ein befremdliches geistiges Terrain, nachzugehen.
Der Glaube an einen Teufel oder auch nicht ist mit Sicherheit individuell, nicht beweisbar, vielleicht auch heute im Bereich der Mystik anzusiedeln, doch diese Frage hat Jahrhunderte die Menschen beschäftigt, ihr Leben nachhaltig beeinflusst. Schuldzuweisungen, Pogrome gegen Hexen, Exorzismus führten schließlich auch zu Pogromen, der Jude war ein gern genommenes Synonym für das Böse.
Wie könnte aber heute der Teufel aussehen, so es ihn gäbe? Die Auseinandersetzung mit diesem Thema auf musikalischer, theologischer und philosophischer Ebene soll das Thema dieser Allegorie sein.
Mitwirkende
Eine Allegorie zwischen Teufel, Gott, Papst und Müll
Texte:
- Hildegard von Bingen
- Martin Luther
- Origenes
Zusammenstellung:
- Markus Schuliers
Musik:
- Hildegard von Bingen
- Martin Luther
- Wieland Wagner
- Carl Orff
BESETZUNG
Regie:
- Markus Schuliers
Ausstatter:
- Christopher Melching
Technische Leitung:
- Ronny Schreiber
Kostüme:
- Gisela Bauer
- Anna Göthel
Luther:
- Sebastian Göthel
Hildegard von Bingen:
- Anastasia Khasanova
Anima:
- Denise Schacher
Luzifer:
- Chris Richter
- Kinder des Theaterjugendclub ‚Chamäleon‘ e.V.
ES SPIELEN:
- Wieland Wagner (Schlagzeug)
- Die Band ‚MIND IF…?‘
- Wittenberger Hofkapelle