Woyzeck/Gäste

Plakat "Woyzeck/Gäste"

Georg Büchner

Studierte in Straßburg und in Gießen Naturwissenschaften, Medizin und Philosophie. In Gießen befasste sich Büchner ausführlich mit der Geschichte der Französischen Revolution. 1834 gründete er die Gießener "Gesellschaft für Menschenrechte" und verfasste unter dem Motto "Friede den Hätten, Krieg den Palästen" die von F. L. Weidig überarbeitete Flugschrift “Der Hessische Landbote “. Schon bald nahm er eine führende Rolle in der politischen Opposition Oberhessens ein und betrieb deren Umgestaltung von liberal -demokratischer Opposition zu sozial -revolutionärer Agitation. Von seinem Vater nach Darmstadt zurückbeordert und 1835 aufgrund politischer Aktivitäten nach Zürich geflohen, widmete er sich dort seiner Leidenschaft des Schreibens. Im Alter von 23 Jahren starb Büchner an Typhus.

Sein erstes Stück, die Tragödie Dantons Tod, verfasste er 1835. Er zeigt darin anhand des Schicksals des französischen Revolutionärs Georges Jacques Danton den verhängnisvollen Lauf der Geschichte auf. Büchners Drama Woyzeck (1836), das erste soziale Drama in Deutschland, schildert die Tragödie eines einfachen verwirrten Mannes, der unter dem Druck gesellschaftlicher Ungerechtigkeit zum Mörder seiner Geliebten wird. Den Stoff des Dramenfragments verarbeitete der österreichische Komponist Alban Berg zu seiner berühmten Oper Woyzeck (uraufgeführt 1925). Büchners einziges Lustspiel Leonce und Lena (1838) ist ein sozialkritisch -satirisches Stück. Aufgeführt wurden diese drei Bühnenstücke erst nach Büchners Tod. Sie beeinflussten maßgeblich die Entwicklung des deutschen Dramas und gelten als Vorläufer der in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstandenen naturalistischen Dramen, in denen Themen wie Armut und Unterdrückung aufgearbeitet wurden.

Inhalt Woyzeck

  • Woyzeck ist Soldat
  • Marie, seine Freundin, eine Frau in den besten Jahren beträgt ihn mit dem Tambourmajor
  • Woyzeck und Marie haben ein uneheliches Kind
  • Woyzeck hat Halluzinationen
  • Woyzeck ist Versuchskaninchen bei einem wahnsinnigen Doktor
  • Woyzeck rasiert den Hauptmann
  • Woyzeck kommt hinter das Liebesverhältnis zwischen Marie und dem Tambourmajor
  • Woyzeck bringt Marie um
  • Woyzeck bringt sich selber um (C. E. Franzos - Bearbeitung)
  • Das uneheliche Kind bleibt übrig

WOYZECK: Betrachtungen eines Politischen

Das Drama Woyzeck, als Fragment von Büchner hinterlassen, hat zum Zentrum den armen Soldaten, um den sich die Gesellschaft mit ihren Moralvorstellungen rankt. Der Doktor, erpicht auf wissenschaftlichen Ruhm, benutzt ihn als Versuchskaninchen. Der Hauptmann benutzt ihn als Spiegel seiner philosophischen Exkurse; Woyzeck ist ihm weit überlegen. Marie, seine Freundin mit dem gemeinsamen unehelichen Kind, beträgt ihn. Der Tambourmajor schlägt ihn einfach aus Lust an der Gewalt zusammen. Woyzeck ist nur ein Reagierender, er ist Gefangen im Netz der gesellschaftlichen Ordnung.

Im Zentrum unserer Inszenierungen stehen aber auch Kinder, die an dem “munteren Treiben “ um Woyzeck lebhaften Anteil nehmen, Voyeuristen der Gesellschaft, denen das Leben vorgelebt wird, welches sie später selber leben oder erfahren. Wir wollen hier den Umgang mit Realität in den Augen der Kinder beleuchten, welche Zeugen aller Geschehnisse werden, die moralisch fragwürdig sind. Allerdings sind die Kinder noch nicht in der Lage, diese Momente der Beobachtung einordnen zu können, somit wird unreflektiert das nachgespielt, was ihnen vorgelebt wird. Das ist Heute.

Hier setzt auch die Betrachtung der Politik um Woyzeck ein, denn heute geschieht nichts anderes. Gewalt in der Familie gebärt Gewalt in den zukünftigen Generationen. Resignation folgt auf Resignation. Sexualität wird unreflektiert ausgeübt. Die heutigen Medien sind die Zeugen, auf welche sich die Kinder der Zukunft berufen, Werteverfall ist die Folge, Destruktivismus das Ergebnis, mit welchem wir Jahre zu kämpfen haben.

Die Frage nach Bildung steht hintan, da die Realität durch Medien gesteuert wird - aus Schein wird Sein, nur Woyzeck kämpfte dagegen an. Sein Handeln geriert sich aus dem Nicht-Handeln, Alfred Kerr schreibt in seiner Kritik zur Uraufführung: “Bei alledem bleibt wahr: dass Woyzeck durch seine Machtlosigkeit justament furchtbarsten Einspruch erhebt. Dass er am tiefsten angreift - weil er halt nicht angreifen kann “. Ein Antiheld wird zum Helden.

Markus Schuliers

Oliver Bukowski

* 6. Oktober 1961 in Cottbus, seit 1996 Dozent an der Universität der Künste, vielfach preisgekrönter frei-schaffender Autor, lebt in Berlin.

Seine Tragödie ”Gäste “, entstanden 1999, wurde mit dem Mülheimer Dramatikerpreis gewürdigt.

Werkauswahl

  • "Londn - L. Ä. Lübbenau" (1992), ausgezeichnet mit dem Gerhart - Hauptmann - Preis
  • "Ob so oder so" (1994) geehrt mit dem Deutschen - Jugendtheaterpreis 1996
  • "Goodbye Lucy hello Lucy" (1996) Film
  • "Hinterm Horizont und weiter" nominiert für den Grimme - Preis (2001)
  • "Nichts Schöneres" (2002)
  • "Kritische Masse" (2009) wurde im Februar in Hamburg uraufgeführt

Oliver Bukowskis Stücke thematisieren den Rand der Gesellschaft, den Alltag der Verlierer und Provinziellen, den Kleinbürger und den Penner. Der Autor zählt seine Figuren nicht zu den Opfern, lässt Raum für Sympathie und untersucht psychologisch genau das Verhalten seiner Landsleute. Durch Aufführungen in Berlin und Hamburg entwickelte sich ”Gäste “ schnell zum erfolgreichsten Stück Oliver Bukowskis.

Gast, der; -[e]s, Plur. Gäste

ist Synonym von: Fremde, der ist Teilwort von: Gäste empfangen, Gäste bewirten, auf Gäste warten, gastlich sein, für besondere Gäste reserviert, ungebetene Gäste, Gäste-WC

Gästeempfangen: wollen Kathrin und Erich in ihrem neuen Hotel ”Zur Kathrin “, neu eröffnet im umgebauten ehemaligen Saustall des Bauern Hagedorn. Acht Monate haben die beiden geschuftet, um ins idyllische Alt - Kreumel endlich wieder neues Leben zu bringen. Das ganze Dorf wollen sie mitreißen. Zuerst sollen die Gäste kommen und danach folgt das Glück schon von ganz allein.

Gäste bewirten: wollen alle Dorfbewohner, so auch die Bauern Hagedorn und Äpfel - Treitschke. Der eine mit hausgeschlachteten Schnitzeln, der andere mit bestem Obst und Gemüse, natürlich aus ökologischem Anbau. Doch Hagedorn findet keine Kunden und Treitschkes Selbstgebrannten trinkt das ganze Dorf, aber kein zahlender Gast. Das Obst verrottet so wie die Dorfbewohner selbst: Alt - Kreumel ist von der Rezession schwer getroffen.

Auf Gäste warten: müssen nun alle und setzen ihre gesamte Rest - Hoffnung auf das Hotel “Zur Kathrin “ - gastlich will Erich sein, damit es sich rumspricht in der Gegend. JEDER Kunde ist König.

Und dann eines Tages steht ER wirklich in der Tür:

Der Gast